Ja, du hast richtig gelesen. Ich wasche mir meine Haare seit einigen Monaten nur noch mit Roggenmehl. Kein Shampoo, keine Haarseife, keine Spülungen mehr – die Zeiten sind vorbei. Seit einiger Zeit hinterfrage ich verschiedene Aspekte meines Lebens, wie beispielsweise meine Ernährung, gesellschaftliche Konventionen, Materialismus und Glück sowie eben auch das Thema Nachhaltigkeit.
Immer mehr Menschen möchten der Beauty-Industrie den Rücken kehren und auf die zweifelhaften Inhaltsstoffe in Shampoos verzichten. Die darin enthaltenen Silikone und das Mikroplastik können über die Zeit dem Körper und der Umwelt schaden. Ein Shampoo aus Roggenmehl bietet hier eine natürlicher Alternative. Allerdings gibt es bei der Anwendung durchaus ein paar Dinge zu berücksichtigen. Das erste Mal mit Roggenmehl gewaschen habe ich meine Haare vor einem guten Jahr. Das klappte eine Zeitlang auch ganz gut, bis nach einigen Wochen der Zeitpunkt kam, wo meine Haare doch immer etwas fettig blieben. In gewissen Abständen nutzte ich dann wieder herkömmliches Shampoo.
Vor knapp 3 Monaten habe ich ein paar Dinge geändert und nun klappt es wirklich sehr gut. Seitdem kam wirklich nichts anderes als Mehl an meine Haare.
Warum funktioniert Roggenmehl überhaupt?
Anfangs habe ich nicht verstanden, warum Roggenmehl funktioniert und andere Mehlsorten nicht. Anders als beispielsweise Weizenmehl beinhaltet Roggenmehl kaum Gluten und verklebt daher nicht. Die Reinigungskraft kommt dabei vor allem durch die Stärke, die ein milder Emulgator ist und Wasser mit Fetten verbindet. Je nach Haarstruktur gibt es verschiedene Sorten, die tendenziell etwas besser geeignet sein sollen. Für feines und glattes Haar empfiehlt es sich auf Roggenmehl Typ 1150 zurückzugreifen. Bei dickerem, lockigem Haar bist du wahrscheinlich mit Roggenvollkornmehl besser bedient. Aber hier gilt, probiere dich durch unterschiedliche Sorten, auch gerne von verschiedenen Anbietern. Die Wirkung kann immer etwas unterschiedlich sein.
Wie wird aus Roggenmehl nun Shampoo?
Die Herstellung ist denkbar einfach. Du nimmst, je nach Haarlänge, ein paar Teelöffel Roggenmehl und fügst so viel Wasser hinzu, dass eine cremige, lumpenfreie und nicht zu feste Masse entsteht. Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Konsistenz nicht so entscheidend für den Reinigungseffekt ist. Wenn es aber zu flüssig oder zu fest ist, lässt es sich einfach schlecht auftragen und verteilen. Ich nehme meistens gute 3 TL Mehl und mische das so lange mit Wasser, bis es die Konsistenz von etwas dickflüssigerem Pfannkuchen-Teig hat.
Wie pflegend ist Roggenmehl-Shampoo?
Roggenmehl hat den Vorteil, dass es bereits von Natur aus zahlreiche pflegende Inhaltsstoffe besitzt (u. A. Vitamine B1 und E sowie Zink und Eisen). Neben diesen Eigenschaften ist die Standzeit des Shampoos entscheidend. Als Faustregal gilt: Je länger die Masse steht, desto pflegender wird das Roggenmehl-Shampoo. Eine kurze Standzeit hingegen fördert die reinigende Wirkung des Shampoos, da durch die im Mehl enthaltene Stärke mehr Fette und Schmutzpartikel auf Kopfhaut und Haar gebunden werden können.
Sprich, wenn du die Haare gründlich reinigen willst, rühr das Shampoo kurz vorher an und verteile es dann sofort aufs Haar. Wenn es die Haare mehr pflegen soll, lass das Shampoo längere Zeit stehen.
Bürsten ist das A & O
Ich habe festgestellt, dass wenn man von herkömmlichen Shampoos weg möchte und vielleicht sogar Richtung No-Poo tendiert, sprich gar kein Shampoo mehr nutzen möchte, ist regelmäßiges Bürsten das A und O. So wird der produzierte Talg gleichmäßig in den Haaren verteilt und verhindert einen schnell fettig aussehenden Haaransatz. Daher solltest du vor dem Haare waschen deine Haare gut durchbürsten. Das wirkt wie eine Art Vorreinigung und regt zudem die Kopfhaut an.
Ich nutze dazu eine Bürste mit Wildschweinborsten*. Die habe ich noch aus meiner Zeit, bevor ich vegan wurde. Die verlinke ich dir gerne mal in der Infobox. Es gibt aber solche Bürsten auch in vegan, sprich mit Naturborsten.
Wie wendet man das Roggenmehl-Shampoo an?
Dann geht es ans eigentliche Auftragen. Verteile das Shampoo gut auf der Kopfhaut und massiere das Ganze gut ein. Du kannst auch das gesamte Haar mit dem Shampoo “einschäumen”. Je nachdem wie dick deine Haare sind, solltest du einzelne Haarpartien abteilen, um auch überall dran zu kommen. Quasi ähnlich wie beim Haare färben.
Für mich habe ich festgestellt, dass das Haare waschen besser funktioniert, wenn ich das über Kopf mache. So komme ich insbesondere am Hinterkopf deutlich besser an die Kopfhaut und das Reinigungsergebnis dort ist klar besser. Das Auftragen ist am Anfang etwas ungewohnt. Es ist ein bisschen wie mit Matsche zu spielen; ich finde es eigentlich ganz spaßig :-). Das Ganze lasse ich dann gute 2-3 Minuten einwirken, während ich mich normal dusche. Beim Ausspülen selber musst du deutlich gründlicher sein. Ich spüle meine Haare auch erstmal über Kopf aus und dann nochmal normal.
Übrigens habe ich keinerlei Probleme mit einem verstopften Abfluss, was ich schon öfters gelesen habe. Die Mehlreste, die du aus den Haaren wäschst, sind eher klumpig oder sein fein, so wie Sand. Aber keineswegs so klebrig oder cremig, dass der Abfluss verstopft. Da sind die Haare klassischerweise eher problematisch.
Was gibt es noch zu beachten?
Bevor ich umgestiegen bin, habe ich eine Art “Entwöhnungskur” gemacht und meine Haare gute 3 Wochen durchfetten lassen. Mittlerweile habe ich von verschiedenen Seiten erfahren, dass das keine richtig gute Idee war. Man soll bei der Umstellung von Shampoo auf natürliche Alternativen einfach bei Bedarf waschen und so die Haare langsam umgewöhnen.
Mein Ansatz wird nach 2-3 Tagen schon etwas strähnig, weswegen ich meine Haare dann auch wasche. Ich vertraue jetzt darauf, dass die Waschabstände mit der Zeit automatisch länger werden. Wenn du mit dem Waschen zu lange wartest und die Haare zu fettig sind, bekommt das Roggenmehl den Talg einfach nicht mehr richtig ausgewaschen.
Wenn ich mal eine etwas stärkere Reinigungsleistung benötige, mische ich 1-2 TL Natron unter das Roggenmehl. Das solltest du allerdings nicht allzu häufig machen, da Natron die Haare sehr stark austrocknen kann. Bei trockenen Spitzen kann ich dir noch empfehlen ein bisschen Öl in die Haarspitzen zu geben. Das macht sie wieder geschmeidiger. Ich nutze dafür Kokosöl*.
Bei mir ist es leider so, dass ich hier sehr kalkhaltiges Wasser habe. Da empfiehlt es sich, alle 4-8 Wochen eine Spülung in Form einer sauren Rinse zu machen. Dazu nehme ich 1L kaltes Wasser und füge 1-2 EL Essig, meistens Apfelessig, hinzu und gebe das nach dem Haare waschen über meine Haare. Diese Spülung wird auch nicht ausgespült. Der Essig-Geruch verschwindet von selbst, wenn die Haare trocken sind. Der saure PH-Wert löst so den Kalk aus dem Haare und macht es wieder aufnahmefähiger für die pflegenden Inhaltsstoffe.
Fazit
Es gibt leider kein Geheimrezept, was für alle Haartypen funktioniert. Probiere dich hier einfach durch. Und falls Roggenmehl für dich nicht funktioniert, versuch eine andere Alternative. Bei Facebook gibt es auch spezielle Gruppen, wo man dir wertvolle Tipps geben kann. Verlinke ich dir alles in der Infobox. Für mich persönlich ist Roggenmehl ziemlich perfekt, weil es mittlerweile sehr gut funktioniert, eine Packung sehr ergiebig ist und das Ganze zudem unschlagbar günstig ist.
Wenn du weitere Tipps und Tricks auf Lager hast, dann schreibe diese sehr gerne in die Kommentare!
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Liebe Anja, liebe Lala vielen Dank für das Teilen eurer Erfahrungen. Ich wasche selber seit Jan 2019 mit Roggenmehl. Ich wasche 2 x pro Woche. Bei Bedarf spüle ich mit Wasser um die Wäsche noch einen Tag rauszuziehen. Ich habe mittlerweile ganz normales Naturhaar, das eine gute Struktur hat. Dennoch sind die Längen etwas trocken. Öl funktioniert nicht so gut, da meine Haare dann strähnig werden.
Ich werde mal das Rezept von Lala ausprobieren.
Ich habe auch festgestellt, daß sobald ich irgendetwas anderes als Roggenmehl 1150 nehme, ich wieder von vorne anfange. Meine Kopfhaut braucht dann jedes Mal ca 3 Monate mit sich das mit dem schnellen Nachfetten wieder gibt. Ich kann aber aus Erfahrung berichten, daß es sich lohnt dran zu bleiben. Ich hatte auch eine unschöne Umstellungsphase.
Liebe Melanie, danke dir für deine Erfahrungen! Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich die Erfahrungen doch sein können. Ich habe ehrlicherweise noch keinen Unterschied festgestellt, ob ich nun Roggenmehl 1150 oder Vollkorn nutze. Aber ich merke sofort, dass meine Haare schneller fetten, wenn ich zu viel Zucker und Süßes esse. Das sind für mich auch alles neue Erkenntnisse, wo ich nie erwartet hätte, dass das alles zusammenhängt. Aber ich werde auch definitiv dran bleiben, weil ich das so gesund finde wie Roggenmehl meine Haare zu waschen. ☺️