Veganismus ist mittlerweile deutlich mehr als nur ein Trend. Es ist ein Ansatz, um deinem Körper, der Umwelt und natürlich den Tieren etwas Gutes zu tun. Allein in Deutschland ernähren sich schätzungsweise 8 Millionen Menschen vegetarisch und über 1 Millionen Menschen vegan. Auch global nimmt die Anzahl der Menschen, die sie rein pflanzlich ernähren, immer weiter zu. Die Zahl der vegetarisch bzw. vegan lebenden Menschen weltweit wird auf rund 1 Milliarde geschätzt. Wenn auch du dich näher mit dem Thema auseinandersetzen möchtest, habe ich nachfolgend 10 Tipps, die mir auf meinem Weg vom Fleischesser zum Veganer sehr weitergeholfen haben.
Kenne dein Warum
Was ist dein Antrieb? Die mit Abstand wichtigste Frage, die du dir zu Beginn stellen solltest. Es ist essentiell, dass die Entscheidung vegan leben zu wollen von dir persönlich kommt. Du musst selber absolut davon überzeugt sein, dass du diesen Schritt gehen möchtest. Manche Leute beginnen mit der veganen Ernährung, weil ihr Partner oder jemand in ihrem Freundeskreis nun vegan leben möchte. Das scheint eine gute Gelegenheit zu sein, sich dem Ganzen anzuschließen. Natürlich macht es Sinn, dass du dir Verbündete suchst. Allerdings erst nachdem du dich aktiv zu diesem Schritt entschlossen hast. Stell dir vor, die Beziehung oder die Freundschaft geht in die Brüche. Ist es dann nicht sehr wahrscheinlich, dass du in deine alten Essgewohnheiten zurückfällst? Entscheidungen, die wir selber treffen sind deutlich kraftvoller und langfristig erfolgreicher als das bloße Anschließen an Entschlüssen Anderer. Wenn du nicht hinter deiner Entscheidung stehst, bringen dich äußere Meinungen und Einflüsse zu schnell durcheinander und lassen dich deine Entscheidung hinterfragen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Aspekten, aus denen Menschen heraus entscheiden vegan zu leben: Tierleid, Umwelt und Gesundheit. Dein Antrieb kann einer dieser Punkte, aber auch eine Kombination aus mehreren oder allen, sein. Wichtig ist nur, dass du deine Beweggründe kennst und sie selbstbewusst vertrittst und verfolgst. Dann ist es eine überlegte Entscheidung, die langfristig erfolgreich sein wird.
Sei stets informiert
Nicht umsonst heißt es in der Arbeitswelt: Das Wichtigste zu Beginn sind erstmal Zahlen, Daten, Fakten. Ohne eine gesunde Grundlage an Fakten wird es schwierig ein Thema greifen zu können. Gerade am Anfang ist daher eine gute Recherche unerlässlich. Anfangs können dich die vielen Informationen natürlich überfordern. Keiner wird von heute auf morgen Experte, egal in welchem Themengebiet. Plane daher einige Zeit ein, um dich über das Thema Veganismus ganzheitlich zu informieren. PETA als Hilfsorganisation, die sich für Tierrechte und Tierschutz einsetzt, ist beispielsweise eine erste gute Anlaufstelle. Glücklicherweise ist das Thema vegan sein mittlerweile viel verbreiteter und bewusster, dementsprechend sind die zugänglichen Informationen deutlich besser und umfassender. An Quellen wird es dir also nicht mangeln. Beginne bei grundsätzlichen Fragen zum Veganismus und arbeite dich dann immer weiter vor in detaillierte Bereiche. Innerhalb der Recherche wirst du merken, dass du mit der Zeit viel bewusster und gezielter suchen wirst als noch am Anfang.
Wenn du dir beim Einstieg in die vegane Ernährung etwas Unterstützung wünschst, kann ich dir das Programm Veganstart von PETA empfehlen. Nach Anmeldung erhältst du 30 Tage lang E-Mails mit nützlichen Tipps und leckeren Rezeptideen. Und das Tolle: Es ist komplett kostenfrei!
Beginne Schritt für Schritt
Anhand der Informationen, die ich gelesen habe, werden viele Menschen eher Schritt für Schritt vegan und nicht von heute auf morgen. Meine Umstellung verlief auch nicht über Nacht, aber schon innerhalb weniger Wochen. Das muss aber natürlich nicht so sein. Alles braucht seine Zeit und eigentlich gilt auch beim Veganismus: Der Weg ist das Ziel. Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung ist erstmal gut und besser, als gar nichts zu verändern. Aber auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst beispielsweise sagen, dass du von nun an komplett auf Fleisch verzichtest. Oder wenn du bereits vegetarisch lebst, ersetzt du erstmal die normale Kuhmilch durch pflanzliche Milch. Wenn das gut klappt, könntest du dich dem Käse widmen und verschiedene Brotaufstriche oder Ersatzprodukte für Käse ausprobieren. Eine andere Möglichkeit wäre, dass du unter der Woche einfach 1 oder 2 vegan Tage einbaust. So hättest du den Großteil der Woche noch das gewohnte Essen, an den veganen Tagen könntest du dann auch mal neue Rezepte ausprobieren. Und wer weiß, vielleicht schmeckt es dir dann so gut, dass du die Anzahl der veganen Tage erhöhst.
Bleib flexibel und akzeptiere Rückschläge
Niemand ist perfekt, schon mal gar nicht in einem komplett neuen Bereich, mit dem man sich zuvor noch nie so intensiv beschäftigt hat. Viele Menschen, und dazu zähle ich genauso, möchten alles richtig machen und streben nach Perfektionismus. Doch das macht dein ganzes Vorhaben nur noch schwieriger. Bleibe stets flexibel und akzeptiere Rückschläge. Ein, zwei Ausnahmen machen dich nicht direkt zu einem schlechteren Menschen. Wenn du beispielsweise zum Kaffee und Kuchen bei Oma eingeladen bist und dort gibt es deinen geliebten Käsekuchen, dann liegt die Entscheidung komplett bei dir, ob du ein Stück Kuchen essen möchtest. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig und musst keinem etwas beweisen außer dir selbst. Es wird auch Momente geben, in denen du kein veganes Essen bekommen wirst. Natürlich ist das Angebot an veganer Kost mittlerweile deutlich besser als noch vor Jahren. Trotzdem kann es unterwegs oder in bestimmten Ländern sein, dass du mal nichts Passendes findest. Dann kannst du beispielsweise auf etwas vegetarisches zurückgreifen. Niemand verurteilt dich deswegen.
Lass dich nicht provozieren
Leider kann es vorkommen, dass dir Leute Steine in den Weg legen und deine Entscheidung kritisch beäugen. Häufig kommt das Unverständnis sogar von denjenigen, die dir am nächsten sind. Vielen fällt es dann schwer an ihrer Meinung festzuhalten und sie scheitern früher oder später. Versuche hier dich gar nicht erst auf eine sinnlose Diskussion einzulassen. Meist merkt man gleich zu Beginn eines Gespräches, ob jemand ernsthaftes Interesse hat oder dich nur provozieren will. Bei ehrlichen Nachfragen kannst du gerne mit deinem ganzen Wissen glänzen. Für viele Menschen ist Veganismus immer noch ein neues Thema und sie sind sicher dankbar von dir aus erster Hand etwas lernen zu können. Solch ein Austausch, auch wenn er kritisch und argumentativ ist, kann sehr sinnvoll und hilfreich sein. Denn auch wenn Gespräche mit Gleichgesinnten wichtig sind, ist es genauso wichtig, sich auch mit der Gegenseite und deren Sichtweise zu beschäftigen. Wenn eine Diskussion auf respektvoller Ebene nicht funktioniert, kann ich dir nur den Tipp geben, das Gespräch schnellstmöglich abzubrechen. Wenn dann die Frage aufkommst, warum du dich überhaupt vegan ernähren willst, sag einfach: Weil ich Bock drauf habe. Danach ist für viele das Thema vom Tisch, weil du mit der Aussage keine Angriffsfläche bietest. Wenn du etwas tust, weil du Lust darauf hast, geht auch dem letzten Kritiker die Argumentation aus.
Verzichte aufs Missionieren
Du hast den Entschluss gefasst, vegan zu leben, um dir, den Tieren und der Umwelt etwas Gutes zu tun? Sehr gut! Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass du in der Position bist, anderen Leuten etwas vorzuschreiben. Natürlich kannst du dich mit interessierten Menschen austauschen und einige Argumente vorbringen, verzichte jedoch darauf, anderen deine Meinung aufzuzwingen. Der Entschluss vegan zu leben, muss von einer Person selber kommen. Jeder Mensch muss selber zu dieser Sicht gelangen und die Entscheidung für sich aktiv treffen. Das ist ähnlich wie bei Rauchern. Den meisten Rauchern ist durchaus bewusst, dass Rauchen schädlich ist und Folgen mit sich bringt. Trotzdem hören sie nicht von heute auf morgen damit auf. Auch hier kann man Beispiele und Studien anbringen. Doch das Alles bringt nichts, wenn die Person selber nicht aufhören möchte. Gehe als gutes Beispiel voran, informiere andere Menschen, aber missioniere nicht.
Suche dir Gleichgesinnte
Austausch ist wichtig, gerade bei einem neuen Thema in deinem Leben. Das Internet und soziale Medien laden ein, dir gezielt Gleichgesinnte zu suchen. Lerne von Leute, die schon länger vegan leben und erweitere dein Wissen in diesem Bereich. Unterstütze gleichzeitig andere Neulinge auf diesem Gebiet und lernt gemeinsam. Zusammen sind wir stark und können das Thema Veganismus noch weiter tragen und verbreiten.
Ersetze aufgebrauchte Lebensmittel durch vegane Alternativen
Jeder von uns hat gewisse Vorräte in Küchenschränken, im Kühlschrank und natürlich im Gefrierschrank. Diese nun radikal auszumisten oder am besten noch zu entsorgen, macht im Zeichen der Nachhaltigkeit nun wirklich keinen Sinn. Deutlich sinnvoller ist es, diese Lebensmittel gezielt aufzubrauchen und sich dann nach veganen Alternativen umzuschauen. Wenn du natürlich radikal umstellen möchtest, kannst du tierische Produkte immer noch an Familie, Freunde oder Nachbarn abgeben. Einen glücklichen Abnehmer findest du dafür sicherlich. Versuche bei den zukünftigen Einkäufen vermehrt darauf zu achten, welche Lebensmittel vegan sind. Verschiedene Apps können hier helfen oder ein simpler Blick auf die Zutatenliste. Die ersten Einkäufe werden dann erstmal deutlich länger dauern, als du es gewohnt bist. Aber auch das legt sich mit der Zeit. Du wirst schnell feststellen, welche Produkte du einkaufen kannst und vor allem, wo es was zu kaufen gibt. Sehe es einfach als Lernprozess und erfreue dich an der veganen Vielfalt, die dir die Supermärkte und Drogerien bieten.
App-Empfehlungen: CodeCheck und Keiner Fliege
Mit der App CodeCheck kannst du Barcodes der Lebensmittel scannen und so die Inhalts- und Nährstoffe erfahren. Zusätzlich bekommst du Bewertungen, ob ein Produkt gluten- und laktosefrei, vegetarisch und vegan ist.
Die App Keiner Fliege ist eine riesige Datenbank und bietet neben allgemeinen Information zum Veganismus auch tolle Hinweise zum Einkaufen. Besonders hilfreich ist eine komplette Aufstellung der Inhaltsstoffe nach E-Nummern und alphabetisch sortiert.
Sei offen für Neues
Mit dem Entschluss eine vegane Ernährung auszuprobieren, hast du dich gleichzeitig dazu entschieden, deine Essgewohnheiten zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern. Entgegen der Annahme, dass Veganer nur pures Grünzeug essen, wirst du viele Lebensmittel weiterhin essen können. Trotzdem wird es einige Lebensmittel geben, mit denen du zuvor noch keine Berührungspunkte hattest. Das kann beispielsweise Quinoa, Couscous oder Amaranth sein. Oder auch verschiedenes Gemüse wie Fenchel oder Pak Choi, welches du vorher noch nie zubereitet hast. Durch den Veganismus habe ich kochen und vollwertiges essen wieder ein Stück weit neu erlernt. In unserer heutigen Welt und bei der Fülle verarbeiteter Produkte gibt es so viele Lebensmittel, die wir gar nicht bewusst wahr nehmen. Gerade diese können aber sehr gute Inhalts- und Nährstoffe haben und eine vegane Ernährung sehr gut ergänzen. Schrecke daher nicht vor Neuem zurück, sondern freue dich darauf, neue Lebensmittel kennenzulernen bzw. bekannten, gehassten Produkte auch gerne eine neue Chance zu geben. Ich selber habe gemerkt, dass sich der Geschmack mit der Zeit auch wirklich wandelt. Zuvor war ich zum Beispiel gar kein Freund von Kokos. Mittlerweile koche ich sehr gerne mit Kokosmilch oder füge Kuchenstreuseln noch ein, zwei Esslöffel Kokosraspeln hinzu. Die Geschmackssinne müssen sich nach Jahren der industriell verarbeiteten Lebensmittel auch erstmal umstellen. Gönne deinem Körper diese Zeit und freue dich auf neue Lieblingsgerichte.
Hab Spaß!
Wie eingangs gesagt, tust du das Ganze hauptsächlich für dich. Du musst dich vor keinem rechtfertigen und keinen beeindrucken. Gehe dein Tempo, probiere dich aus und hab einfach Spaß. Eine Ernährungsumstellung soll kein Zwang oder eine Last sein. Vielmehr soll es deine Sichtweise auf bestimmte Lebensmittel ändern und dazu führen, dass du mehr auf die Bedürfnisse deines Körpers hörst.
Diese Tipps & Tricks haben mir auf meinem Weg zur Veganerin sehr geholfen. Ich hoffe, dass es dir ähnlich geht. Wenn du noch weitere Tipps hast, schreib sie gerne in die Kommentare, damit wir alle davon profitieren können.
Auch Saft- und Suppenkuren tun deinem Körper zwischendurch gut. Lese hier über meine Erfahrungen zur Saftkur von Rawlution und Suppenkur von Jarmino.